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SamstagSonntag

 

Obwohl es am Dienstag noch in der Nähe von Stuttgart geschneit hatte und es am Freitag in Bochum ständig regnete, machte ich mich um 14.00 Uhr auf den Weg Richtung Malmsheim zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Auf der Fahrt kamen mir desöfteren Bedenken, ob die Entscheidung doch zu fahren so richtig gewesen war, da im Sauerland zum Regen auch noch heftiger Nebel kam. Doch kurz vor Frankfurt riss die Wolkendecke auf, und ich kam bei schönem Sonnenschein in Malmsheim an. Vor mir erstreckte sich ein riesengroßes Gelände, an dessen Rand sich bereits ein paar Wohnwagen und Wohnmobile eingefunden hatten – nur Zelte sah ich keine. Macht ja nix, ich war – glaube ich – der einzige der sich den nächtlichen Temperaturen in einem Zelt hingegeben hat.

Zum Glück traf ich sofort nach ein paar Minuten Gerhard & Daniela aus Österreich, welche sich zum ersten Mal ein deutsches Drachenfest anschauen wollten. Da neben ihrem Bulli noch ein Platz frei war, baute ich dort mein Zelt auf und wir fingen sofort an nur zu quatschen. Ansonsten geschah am Freitag eigentlich nichts mehr, da es schon beim Zeltaufbau so dunkel war, dass ich die Häringe fast suchen musste. Außerdem durften wir ja sowieso nicht mehr Drachenfliegen, da es vom Regierungspräsidenten nach Sonnenuntergang verboten war.

Nach einer recht kurzen Nacht erwartete uns der Samstag mit einer recht dichten Wolkendecke, durch die aber in unregelmäßigen Abständen die Sonne schien. Während die „Mitarbeiter“ vom FLD fleißig die Meisterschaftsfelder vorbereiteten und ihre Drachen aufbauten, packte ich meine ganzen Windspiele aus und stellte – wie immer - mein Flugzeug an den Himmel. Und schon konnte gefrühstückt werden! Doch halt, was hatte ich getan? Nur ein paar Minuten später kam einer der Organisatoren auf mich zu und bat mich mein Flugzeug nicht vor meinem Zelt fliegen zu lassen, sondern noch hinter das Stackfeld zu gehen. Auf das Aktionsfeld direkt vor meiner Nase könnte ich auch nicht, da dort regelmäßige Aktionen geplant waren. Dazu muss man aber sagen, dass der arme Mensch ja nichts dafür konnte. Auch das war eine Auflage des Regierungspräsidenten – keine Drachen in der Zuschauermenge. Allerdings waren wir uns alle schnell einig dass es ein 5m breiter abgesperrter Bereich vor den Zelte auch getan hätte – dann wäre da halt auch abgesperrtes Gebiet gewesen. Na ja, ich nahm also mein Flugzeug und stellte es erst einmal an den Rand des Aktionsfeldes, da ich zu Ende frühstücken wollte.
Den Tag verbrachten wir dann mit Kampfdrachen – Gerhard zeigte mir seine Bau und Flugkünste – Quatschen, Drachenfliegen und gelegentlich über das Gelände schlendern.

Was mich wirklich enttäuscht hat in Malmsheim war die Deutsche Meisterschaft des DCD. Wir – Gerhard und ich – hatten uns mehr davon versprochen, als eine kleine Ansammlung Menschen, die auf einem Feld weit abseits zusammen um einen Drachen stehen. Ich habe keinmal außerhalb des Wettbewerbs einen Drachen am Himmel gesehen und auch die ganze Meisterschaft lief völlig ohne das Publikum ab. Die Stack-Meisterschaften konnte man als Zuschauer gar nicht überhören, da die Jungs und Mädels nun mal zu Musik fliegen und Marc in gewohnter Art und Weise super moderiert hat. Aber beim DCD: nix. Keine Erklärung für die Zuschauer, was an einem Drachen bewertete wird, oder wer gerade an der Reihe ist. Nein, nicht einmal der Start der Meisterschaften wurde bekannt gegeben. Bei so einer geringen Öffentlichkeitsarbeit finde ich es nicht verwunderlich, dass dieses Jahr nur 20 Piloten gemeldet waren, die neue Drachen vorstellen wollten.

Gegen Mittag machte ich mich dann doch mal auf den Weg bis weit hinter das Stackfeld, um dort mein neues Projekt „Über den Wolken XXL“ zu testen. In stundenlanger Arbeit hatte ich in den letzten Wochen mein so lieb gewonnenes Flugzeug in der Größe verdoppelt und nun mit einer Spannweite von 6,6m vor mir auf der Wiese liegen. Da ich einen Versuch gemacht hatte und das Riesenmonster auch nur mit 6mm Gestänge bestabt hatte, war ich gespannt, ob sich das Teil in die Luft bewegen ließ. Leider ist das Ganze aber so wabbelig und instabil, dass ich nach einer Stunde rumtüfteln aufgab und beschloss einen anderen Drachen aus diesen Stoffbahnen zu bauen – waren die Stunden die ich mit Saumband gekämpft habe halt umsonst – macht auch nichts, ich bin wieder eine Erfahrung reicher.

Ich erwähnte ja vorhin, dass wir morgens gesagt bekommen hatten, nicht auf dem Aktionsfeld zu fliegen, weil dort Aktionen geplant seien. Dem war auch so – allerdings startete die Organisation um 15.00 Uhr das erste mal mit einer Durchsage an das Publikum und einem „Massenstart“ mit Dinosauriern – 3 Stück an der Zahl. Das war also mehr als kläglich was am Samstag dort geboten wurde. Trotzdem waren doch eine ganze Menge Zuschauer gekommen – allerdings weit von den Zahlen entfernt die uns im Vorfeld angekündigt worden waren.

Am Nachmittag wurden dann die Sieger der Deutschen Meisterschaft des DCD gekürt – und diesmal sogar vor Publikum! Hier konnte dann das Publikum auch einmal sehen, was sich die kreativen Köpfe so alles haben einfallen lassen.
Doch nach der Siegerehrung mussten wir ganz schnell noch mal einen Drachen an den Himmel stellen, da pünktlich zum Sonnenuntergang das Drachenfliegen verboten war – der Herr Regierungspräsident hatte mal wieder gesprochen. Also warteten wir artig ohne Drachen am Himmel auf das Nachtfliegen bzw. Feuerwerk, während wir mit unterschiedlichen Leuten quatschten. So habe ich auch endlich mal Falk Hilsenbeck persönlich kennen gelernt und lange mit ihm über den Lamson und andere Drachen gequatscht.

Um 20.30 Uhr begann pünktlich das Nchtdrachenfliegen und ich muss sagen – dafür gibt es für die Malmsheimer wirklich ein dickes Lob! Was dort nur mit Drachen an Angelruten und einem durchchoreographiertem Feuerwerk geboten wurde, war echt beeindruckend.

Da es nach dem Nachtfliegen doch recht kalt wurde, machte ich diesmal keine Flasche Bier auf, sondern machte den ersten Glühwein in diesem Jahr warm. Durch diesen gut von innen gewärmt, saßen wir noch lange vor Gerhards und Danielas Bus und quatschen über Gott und die Welt. So konnte auch Daniela wieder ihren Frust loswerden, da heute wirklich keiner ihrer Bambusdrachen fliegen wollte.

Der Sonntagmorgen erwartete uns mit strahlend blauem Himmel und versprach ein wunderschöner Tag zu werden. So wurde er dann für mich auch zum Tag der Rekorde: ich habe noch nie einen Rokakkukampf mit so vielen Kämpfern gesehen – waren mindestens 30, die sich 3 Runden lang vergnügten – ich bin noch nie so wenig Drachen geflogen wie an diesem Tag, da man mal wieder nicht vor dem Zelt fliegen durfte. Ich habe noch nie so viele Besucher auf einem Drachenfest gesehen. Heute waren es sicherlich mehrere tausend die über die Wiesen streiften und sich die Balletts auf dem Stackfeld ansahen, oder den Kindern beim Bonbonabwurf zusahen. Alles in allem aber ein sehr schöner Tag, zumal ich heute auch endlich mal ein paar Drachen am Himmel sah, die sich so vom Einheitsbrei absetzten. Allgemein kann man aber sagen, dass ich auch noch nie so wenige Drachen an einem Drachenfesthimmel gesehen habe, obwohl wir schönen Wind hatten. Das lag aber sicherlich auch mit daran, dass die angereisten und campenden Drachenflieger immer erst weit latschen mussten, um fliegen zu können. Hier müsste sich die Organisation für nächstes Jahr dringend etwas einfallen lassen!

Um 15.00 Uhr kam dann noch der Höhepunkt des Tages – die Versteigerung des DCD. Hier bestand den ganzen gestrigen Tag die Möglichkeit Lose zu kaufen, auf die man die Nummer seines Wunschgewinns schreiben konnte. Diese wurden dann in Beuteln gesammelt und bei der Verlosung aus diesen Beuteln jeweils der Gewinner gezogen. Das bedeutete, dass man auf keinen Fall etwas gewinnen konnte, was man gar nicht haben wollte, und man bestimmte selber seine Gewinnchance, indem man ja auch mehrere Lose in ein und dieselbe Tüte schmeißen konnte.

So gingen Gerhard, Daniele und ich pünktlich zum DCD-Zelt und warteten gespannt, ob sich unser fleißiges Loseschreiben gelohnt hatte – und das hatte es auch. Daniela gewann ein Leinenset und zwei Abos der Kite&Friends, wobei sie eines sofort wieder verschenkte. Und ich gewann das „Kite&Friends Bauanleitungsheft 2001“. Das war mein Los, welches ich sozusagen „über“ hatte und einfach mal in die fast leere Tüte gesteckt hatte. Da ich das Heft aber schon besitze, hat sich so wenigsten ein Drachenforumsmitglied gefreut, das es am Montag von mir gekauft hat.

Nach der Versteigerung begann ich auch mein Zelt abzubauen und meine Sachen im Auto zu verpacken, da ich ja noch eine lange Heimfahrt vor mir hatte. Nachdem ich Gerhard und Daniela noch erzählt hatte, was sie sich in der kommenden Woche von Deutschland ansehen könnten, verabschiedete ich mich und machte mich auf den Heimweg.


Leider war das Fest in Malmsheim an sich nicht gerade das, was ich mir unter einem erfolgreichen Drachenfestwochenende vorstelle. Trotzdem bereue ich es überhaupt nicht den weiten Weg angetreten zu haben, da ich zwei sehr nette Drachenflieger persönlich kennen gelernt habe, auf die ich mich schon in einer Woche in Lünen freue.
Als Fazit kann ich diesmal leider nur sagen: nach Malmsheim fahre ich wohl nicht noch einmal, da sich die lange Anfahrt für so wenig Drachenfliegen nicht wirklich lohnt – schade.