Im Oktober 2018 standen Thorsten von Lübke, Annika und Florian in Menden auf dem Drachenfest und beobachteten André ter Pelle mit seiner weißen Facette. „Sowas will ich auch mal haben“ sagte Annika.
Als Henry Johns gerade zufällig vorbei kam, sagte Thorsten: „Henry, können wir sowas nicht mal in der Gruppe bauen?“
Das war der Beginn der Geschichte.
Im Jahr 2019 wurde geplant und vorbereitet und im Frühjahr 2020 sollte der Facetteworkshop in der Jugendherberge Mardorf stattfinden. Doch dann kam Corona. Auch nach einjähriger Verschiebung war kein Workshop in Sicht. Also blieben alle von Henry zugeschnittenen Teile im Keller liegen und wir verabredeten uns für März 2022. Corona war zwar immer noch da, aber wir waren alle geimpft und getestet – das sollte wohl klappen. (Tja, haben wir falsch gedacht)
 
Nachdem Familie Janich gerade 14-tägige Quarantäne von Annika im Wohnzimmer hinter sich hatte, machten wir uns gut gelaunt und voller Vorfreude auf den Weg nach Mardorf. Florian war leicht angeschlagen durch eine Erkältung, aber das sollte der Freude, so viele nette Menschen wieder zusehen und einen tollen Drachen zu bauen, keinen Abbruch tun.
In Mardorf an der Jugendherberge, direkt am Steinhuder Meer gelegen, angekommen, bekamen wir sofort Abendessen. Danach wurde das Auto ausgeräumt und während die drei Mädels das Familienzimmer bezogen baute Florian die Nähutensilien auf. Und los ging die wilde Näherei.
Mit Hilfe von Lena und Sophie wurden die ersten Teile zusammengeklammert, die Annika zum Nähtisch transportierte, wo Florian sie zusammennähte. So entstand ein großes langes Dreieck nach dem anderen.
Nachdem die Mädels – erschöpft von einer Woche Schule – in die Betten verschwunden waren, stellte Florian noch alle 40 Dreiecke fertig und begann sogar schon mit der Säumerei. Doch um 0.30 Uhr war auch Feierabend. Die Erkältung wurde immer heftiger und als Letzter alleine im Raum Säumen macht dann auch keinen Spaß mehr.
 
Nach einer ätzenden Nacht mit Schüttelfrost und wenig Schlaf machte Florian schnell einen Schnelltest (negativ) und wir begaben uns alle zum Frühstück. Und dann ging es auch schon wieder an die Maschinen. Der Plan war mit allen gemeinsam das Buch, also die Mitte des Drachen, zu nähen. Dafür mussten aber einige erst noch ihre Dreiecke zusammensetzen. Also säumte Florian schonmal wieder munter los. Sophie, Lena und Annika machten in der Zeit einen langen Spaziergang ans Steinhuder Meer und genossen das tolle Frühlingswetter.
Mit heftigen Kopf- und Gliederschmerzen kämpfte sich Florian durch die Stoffberge und konnte kurz nach dem Mittagessen bereits anfangen die gesäumten Dreiecke an das fertiggestellte Buch zu nähen. Hier war höchste Konzentration gefragt. Denn wie man das von ihm kennt, bauten wir keine normale Facette sondern ein eigenes Design. Hierfür musste bei jeder Buchseite genau geschaut werden, welcher der 20 verschiedenen Streifen angenäht werden musste. Das war anstrengend, klappte aber super.
Die Mädchen durften in der Zeit im hauseigenen Hochseilgarten klettern gehen und wurden von Annika am Boden begleitet. So hatte jeder etwas zu tun ;-)
 
Nach dem Abendessen begann Florian mit Hilfe von Annika die ersten Zellen zu schließen. Alle Dreiecke waren an den beiden Büchern angenäht. Jetzt musste geschaut werden welches Teil mit welchem wo vernäht werden musste. Das klappte zu zweit aber richtig gut.
Und man glaubt es kaum: Um 23.15 Uhr war unsere Facette fertig genäht – komplett! Das hätten wir am Vormittag niemals für möglich gehalten.
Während im Keller schon die ersten beiden Facettes aufgespannt wurden, quatschte Florian noch kurz oben im Raum, bevor es dann schnell ins Bett ging. Die Erkältung hatte mächtig zugeschlagen heute und durch die Zeitumstellung fehlte in der kommenden Nacht noch eine Stunde.
 
Nach einer weiteren miesen Nacht folgte wieder ein Schnelltest, der noch nicht ganz seine 15 Minuten voll hatte, als wir zum Frühstück aufbrachen.
Während wir schon die Brötchen schmierten kam Annika hinterher und zeigte Florian wortlos ein Bild vom Teststreifen – der war positiv! Das konnte doch gar nicht wahr sein! Wir hatten zuhause alles dafür getan uns nicht anzustecken und jetzt das? So eine Scheiße!
Sofort beendete Florian das Frühstück und zog sich ins Zimmer zurück – mit einem riesengroßen schlechten Gewissen, gestern womöglich einige angesteckt zu haben.
Nach dem Frühstück musste Florian den anderen die schlechte Nachricht dann überbringen. Diese Situation wünscht sich niemand. Doch die Reaktion der Truppe war absolut super, denn alle sagten, dass man damit hätte rechnen können/müssen sich mit so vielen Menschen in einer Jugendherberge anzustecken und niemand etwas dafür könne. Das war zumindest ein Trost, dass niemand böse wurde.
Nachdem wir unser Zimmer geräumt hatten, räumten wir auch unseren Arbeitsplatz im Raum leer – ab jetzt natürlich alle vier mit Maske.
Und völlig selbstverständlich arbeiteten alle anderen um uns herum weiter, als wäre nichts gewesen. Das fanden wir ganz großartig. Vielen Dank. Wir hatten echt befürchtet jetzt rausgeschmissen zu werden.
Doch gemeinsam konnten wir im Keller noch alle Facettes aufbauen und abspannen und so standen pünktlich zum Mittagessen alle Drachen nebeneinander – was ein Bild!
 
Nach dem Mittagessen machten wir im Keller, weil das Wetter oben nicht wirklich mitspielen wollte, ein Gruppenfoto und lernten, wie man diese Monster wieder abbaut. Und dann machten sich alle auch schon wieder auf den Heimweg.
Wir haben dieses Wochenende sehr genossen und freuen uns über einen wunderschönen neuen Drachen in unserer Drachentasche.
Vielen Dank an Henry für deine viele Vorarbeit.
Vielen Dank an Sonja für deine unermüdlichen Erklärungen, auch wenn Florian sich manchmal etwa doof angestellt hat.
Vielen Dank an die gesamte Truppe, dass wir soviel Spaß miteinander hatten und ihr so verständnisvoll mit uns umgegangen seid. Ein schlechtes Gewissen hat Florian trotzdem immer noch. Auch wenn wir wissen, dass wir alles richtig gemacht haben.
DANKE!

 

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